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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Mit pax christi in der Ukraine

24. Sep 2017

Die deutsche pax christi Sektion fuhr vom 10.-17. September zu einer Solidaritäts- und Begegnungsreise in die Ukraine

„Solidaritäts- und Begegnungsreise“, so nannte sich die Reise, zu der sich pax christi Mitglieder auch aus der Diözese München Mitte September in die Ukraine aufmachten. Wir lernten Menschen vor Ort in der Ukraine mit ihren Problemen und Problemlösungen kennen und spürten, dass alleine unsere Anwesenheit und unser interessiertes Zuhören den Besuchten Unterstützung ihrer Arbeit waren.

 

Türen öffnete uns der Verantwortliche für die Ukraine bei Renovabis, Joachim Sauer, und die pax christi Freiwillige Elena Rother, die ihr Freiwilliges Jahr in einem Kiewer Kinderheim zu Zeiten des Maidan verbracht hatte.

 

Wo wir hinkamen, wurden wir mit einer Herzlichkeit und Offenheit empfangen, die wir so nicht erwartet hatten, trafen wir doch auf Menschen, die wir vorher nicht gekannt hatten.

 

Der erste Stadtrundgang brachte uns auch gleich die aktuelle politische Auseinandersetzung nahe. Wir trafen auf Bilder der Getöteten und Gedenkstätten des Maidanaufstands 2013/14 mitten in Kiew. Noch näher rückte diese Zeit an uns durch die Erzählungen junger Menschen, mit denen wir zusammentrafen. Sie waren selbst dabei gewesen und mussten erleben, wie auf Mitbürger geschossen wurde. Einige davon stammten aus der Ostukraine, aus Gebieten, die heute nicht mehr von der ukrainischen Regierung kontrolliert werden, oder anders gesagt, die von Separatisten mit russischer Unterstützung besetzt sind. Sie erzählten uns ihre Geschichten zum Krieg in der Ukraine.

 

Andere Geschichtsepochen wurden uns nähergebracht beim Besuch von Babyn Yar, am 29. und 30. September 1941 Schauplatz des größten Massakers an jüdischen Männern, Frauen und Kindern im Zweiten Weltkrieg mit mehr als 33000 Opfern, und danach am Holodomor Denkmal, das an den Hungertod von mehr als drei Millionen Ukrainern durch Stalin 1932/33 erinnert.

 

Zeit zum genaueren Hinschauen hatten wir nur bei wenigen der vielen Kirchen und Klöster in Kiew. So etwa beim Sophien- und Höhlenkloster. An einem der Abende besuchten wir den Gottesdienst in der Kiewer Aleksandr-Kirche mit dem Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch und dem Bischof von Kharkiv,Stanislav Szyrokoradiuk. Hier trafen wir auch auf eine Renovabis Delegation mit dem Hauptgeschäftsführer Dr. Christian Hartl und Bundestagsvize Johannes Singhammer.

 

Und in vielen Kirchen, in die wir kamen, waren die Menschen stolz darauf ihre Kirche wieder in Besitz genommen zu haben, egal ob diese zwischenzeitlich als Museum oder Wettbüro genutzt worden waren.

 

Ja, auch in Deutschland gibt es Probleme mit Flüchtlingen. In der Ukraine allerdings sind die Flüchtlingszahlen deutlich höher, hier kommen die Flüchtlinge vor allem aus den Kriegsgebieten im eigenen Land. Wir fuhren von Kiew in den Süden nach Dnipro und Kamianzke. Wir hörten von russischen Panzern im Donbas, die an Zahl die der Bundeswehr insgesamt übertreffen. Wir hörten davon, dass am Abend, sobald die OSZE Konvois die Pufferzone verlassen, die Schießereien losgehen. Wir sahen die Tafeln mit den Gefallenen am St. Michelskloster in Kiew und auf einem Friedhof bei Dnipro. Wir erfuhren, dass die Integration von Frauen aus den Flüchtlingsfamilien viel leichter funktioniert als die der Männer. Für die können ganz niederschwellige Angebote Ausgangspunkt für offene Gespräche sein. Angeln etwa oder aber gemeinsames Müllsammeln an Ausflugsorten sind derartige Unternehmungen. Mit den Caritasmitarbeitern in Kamianske schließen wir am Ende eines gemeinsamen Seminartages ein Übereinkommen, in dem wir uns verpflichten weiter für Frieden in der Welt einzutreten und den jeweils anderen darin zu unterstützen.

 

Einen anderen Ansatz des Peace Building in der Ukraine erlebten wir beim ukrainischen Ableger des deutschen forumZFD, der gerade im Aufbau und sich vor allem bei Projekten in Odessa engagieren will. Er koordiniert vor allem kleinere Projekte. Hier hörten wir auch, dass es viele NGOs im Lande gibt, dass Projekte aber auch ganz schnell wieder beendet werden, also nur wenige wirklich dauerhaftes schaffen. Wir wünschen dem forumZFD einen langen Atem.

 

Vom deutschen Generalkonsul in Dnipro erfuhren wir, dass gerade Deutschland sich sehr stark in der Ukraine engagiert. Für ihn liegt zwar noch immer viel im Argen er sieht aber in der größeren Selbständigkeit des Regionalen heute einen guten Ansatz für die positive Entwicklung der Ukraine.

 

Mit vielen neuen Eindrücken kamen wir zurück und werden wohl unsere Gesprächspartner aus Kamianske nächstes Jahr auf dem Katholikentag im Münster wiedertreffen.


Martin Pilgram, 25.September 2017